Ich bin noch nie so ausgebuht worden.
Und dabei war sogar abzusehen, dass das passiert, aber die Einigkeit des Publikums hat mich doch nochmal überrascht.
Letztens war ich bei Florian Schröder, dem Kabarettisten. Er hat gebeten, dass man in der Pause auf einen Zettel schreibt, wen man als Messias sieht und warum.
Mangels besserer Ideen schrieb ich "Elon Musk" und "weil er große Visionen für die Menschheit hat".
Nach der Pause wurden diese Zettel von ihm vorgelesen. Florian Schröder gab den Takt an: "Nein, Elon Musk ist ein egomanisches Kind im Manneskörper, das nur Dinge zerstören will!"
Das Publikum gröhlte, johlte und buhte. So lautstark und vereint wie bei keinem anderen Messias-Vorschlag.
Dies ist aber kein Elon Musk Post, denn das Muster ist ja wiederholend.
Wir Deutschen sind tendenziell und überwiegend skeptisch gegenüber allem, was den Status quo herausfordert.
Warum?
Wachstum und Veränderung ist die natürlichste Sache der Welt. Alles in der Natur wächst permanent, stirbt permanent und wächst wieder von vorne.
IMO ist Wachstum in der Wirtschaft deshalb ein natürlicher Aspekt. Nichts, das man mit permanenter Wachstumsverhinderungsrhetorik blockieren sollte, sondern etwas das man begrüßen und fördern sollte.
Das "Techno Optimist Manifesto" von Marc Andreessen ist ein Beispiel für diese unterschiedlichen Denkweisen. Ich vermute, dass es in Deutschland sehr skeptisch gesehen werden wird (sofern es hier überhaupt die Mainstream-Berichterstattung erreicht), weil es die Entfesselung der KI-getriebenen Wirtschaft fordert um uns den Eintritt in ein Zeitalter des materiellen Überangebots ("Abundance", der englische Begriff passt hier irgendwie besser) zu ermöglichen.
"Materielles Überangebot": schon der Begriff lässt dem Deutschen Schauer den Rücken hinunterlaufen.
Warum? Vielleicht auch weil man sich damit beschäftigen muss was man eigentlich tun will, was der Sinn des Lebens sein könnte, was sinnvoll ist, wenn man nicht mehr permanent muckeln muss.
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